Direkt nach Ende des Krieges ergriffen Ehemalige in Berlin, Minden, Wiesbaden und München Initiativen zu Wiederbelebung des RKW, die 1950 im Beschluss mündeten, die vereinigten Initiativen in „Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft
e. V. (RKW)“ umzubenennen. Den Vorsitz übernahm, wie vor dem Krieg, wieder der Vorstandsvorsitzende von Siemens, jetzt Dr. Adolf Lohse. Gegenüber dem Vorkriegs-RKW gab es zwei wesentliche Unterschiede:

  • Erstens zählten die Gewerkschaften jetzt offiziell zu den Trägern des RKW, neben Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Bis heute ist das RKW die sozialpartnerschaftliche Plattform für Fragen von Produktivität und Wirtschaftlichkeit.
  • Zweitens wurden Bezirksgruppen in München, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Hannover und Berlin eingerichtet, die in ihrem Wirtschaftsgebiet die Kristallisationspunkte der Rationalisierungsbewegung sein sollten. Damit war die Basis geschaffen für das heutige Netzwerk RKW.

Produktivitätszentrale: Schwerpunkt für ein Jahrzehnt

Die finanzielle Hilfe des amerikanischen Marshallplans von 1947 wurde in allen beteiligten Ländern flankiert vom Programm US Technical Assistance and Productivity Program, das Produktivitätszentralen umsetzen sollten. In der Bundesrepublik erhielt das RKW im Juli 1950 von der Bundesregierung diesen Auftrag. Die Aufgabe Produktivitätszentrale dominierte das erste Jahrzehnt: Sie verbreitete Informationen über Broschüren und die Monatsschrift „Rationalisierung“. Sie förderte Normung und Typisierung. Sie leitete Bitten um technische Auskünfte weiter in die USA, wenn sie hierzulande nicht beantwortet werden konnten. Der RKW-Filmdienst, der Lehrfilme zu rationellen Produktionsmethoden in Unternehmen zeigte, hatte jährlich bis zu zwei Millionen Zuschauer. 1.386 Expertinnen und Experten reisten zwischen 1950 und 1957 für bis zu zehn Monate in die USA, um dort moderne Produktionstechnik und Führungsmethoden kennen zu lernen. 90 Berichte von 236 Reisen veröffentlichte das RKW in seinem Auslandsdienst, der „Blauen Reihe“. Ausstellungen wie die „Wirtschaftswunder-Ausstellung“ 1953 in Düsseldorf hatten über eine Million Besucher. In den Bezirksgruppen wurde der Erfahrungsaustausch koordiniert, 1954 bestanden knapp 200 Gruppen in Westdeutschland, an denen rund 3.500 Unternehmen beteiligt waren. Bis heute gehört der Erfahrungsaustausch in Form von Arbeitsgemeinschaften zum Angebot der RKW-Landesorganisationen.

Die Organization for European Economic Cooperation (OEEC) in Paris war die Organisation, die die nationalen Programme zum Wiederaufbau mit Marshallplanmitteln koordinierte, 1961 wurde daraus die weltweite Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD.

Technik und Technikfolgen

Nachdem die Produktivitäts-Zuschussprogramme Ende der 1960er Jahre ausliefen, rückten Fragen der technischen und betriebswirtschaftlichen Rationalisierung wieder in den Vordergrund. Der zunehmende Arbeitskräftemangel beschleunigte die Automatisierung in der Produktion, damit stieg die Kapitalbindung, die wiederum verlangte, die Planung zu optimieren. Schwerpunktthema des RKW 1960 war „Planung als Instrument der Unternehmensführung“.

Intensiv wurde berichtet über elektronische Büromaschinen und „Elektronengehirne“, die man aber für mittelständische Unternehmen als zu teuer ansah. Darum wurde empfohlen, gemeinsame Rechenzentren mit mehreren Betrieben einzurichten. Erstmals wurde der Fokus auch programmatisch auf die Klein- und Mittelbetriebe gesetzt, die besonders unterstützt werden sollten. 1964 wurde der Arbeitskreis Klein- und Mittelbetriebe (AKM) gegründet, der bis in die 1990er Jahre aktiv war.

Der Blick ging über die Technik hinaus: „Soziale und wirtschaftliche Aspekte des technologischen Wandels in der Bundesrepublik Deutschland“ standen im Fokus eines (intern als A 33 bezeichneten) Projekts in den Jahren 1963 bis 1967. Die sieben Ergebnisbände der beteiligten Forschungsinstitute legten Grundlagen für die Diskussionen und Projekte des Programms „Humanisierung der Arbeit“ des damaligen Bundesforschungsministeriums (BMFT) und des Bundesarbeitsministeriums (BMA). Der Themenkomplex hat die Arbeits- und Sozialpolitik und auch das RKW seitdem nicht mehr losgelassen: Mensch und Arbeit wurde zum zentralen Arbeitsgebiet - heute im Fachbereich Fachkräftesicherung, in dem die Sozialpartnerschaft des RKW eine zentrale Rolle einnahm und einnimmt.

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